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Musik

SkyclAd Interview
Ein Gespräch zwischen Hyperion und Martin Wakyier zur Jahrtausendwende

Warum ein altes Skyclad Interview (aus dem Jahre 2000)? Darauf gibt es viele gute Antworten. Erstens ist es ein Interview zum Folkemon Album, dem letzten Skyclad Album mit Martin Walkyier als Sänger. Zweitens halte ich Martin Walkyier für den möglicherweise besten englischsprachigen Texter im Metal-Bereich. Er ist immer eine große Inspiration für mich und Megalith gewesen. Aber auch die Musik von Skyclad hatte ihren Einfluss auf den Sound von Megalith. Drittens wurde dieses schöne Interview nie ungekürzt veröffentlicht (nur die langweiligen Passagen wurden schon mal in einem Nuclear-Blast-Katalog abgedruckt). Beginnen wir also direkt mit dem interessanten Teil des Gespräches, das ich damals mit einem sehr gut gelaunten Martin Walkyier am Telefon geführt habe.

Hyperion: Euer neues Album ist eines der härteren Alben eurer Bandgeschichte. Das hätten viele nach Answering Machine nicht mehr erwartet. Was war der Grund dafür, dass ihr wieder zurück zu euren Wurzeln gegangen seid?

Das 2. Megalith Demo »The Law of Life«
Martin Walkyier
 

Martin: Dass eine Band wie Skyclad 10 Jahre lang zusammenbleiben und immer noch originelle Musik machen kann, liegt glaube ich daran, dass wir mit jedem Album versuchen, unseren Stil ein wenig zu verändern. Wir wollten mit Alben wie Answering Machine oder We Haven’t Got a Chance – das eine seltsame Mischung aus halb unplugged und halb heavy war – experimentieren. Mit Vintage Whine sind wir etwas zurück in die Heavy Richtung gegangen und nun mit Folkemon machen wir eigentlich nur das, wonach wir uns momentan fühlen. Wir haben keinen Plan mit Skyclad und ich glaube, das ist eine gute Sache, weil es unsere Musik sehr frisch gehalten hat. Wir gehen ins Studio und machen Musik und wie sie dann klingt, hängt von unserer Stimmung ab. Wir sind wohl eine seltsame Band, weil wir einfach nur tun, was wir wollen und an was wir glauben, und das kann schon mal dazu führen, dass wir z.B. mit den folklastigen Alben ein paar der Heavy Fans verloren aber dafür auch Leute, die andere Musik mögen, dazu gewonnen haben. Ich bin sicher, dass die Liebhaber der folklastigen Alben unser neues vielleicht nicht so sehr mögen werden, aber letztendlich können wir als Musiker nur tun, was wir gerade für richtig halten. Unsere Alben sind wie ein Tagebuch. Sie reflektieren, was wir als Bandmitglieder fühlen, was in unserem Leben und in der Welt um uns herum passiert.

Hyperion: Folkemon ist wohl der kürzeste Albumtitel in der Geschichte Skyclads. Warum habt ihr euch für ihn entschieden?

Martin: Wir hatten in der Vergangenheit Probleme damit, die Wortspiele in den Albumtiteln auch denen zu erklären, die Englisch nicht als Muttersprache sprechen. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass ein Album einen Titel hat, mit dem die Leute etwas anfangen können. Egal ob Deutsche, Afrikaner, Japaner oder Engländer, bei Folkemon werden die Leute den Witz und den Sarkasmus des Titels verstehen. Die Texte sind bestimmt kein Witz, sondern todernst, denn Folkemon ist unsere Parodie auf die Pokemon Hysterie. Ich finde es sehr schade, das viele junge Leute in der heutigen Welt nicht wissen, wo die Staaten in den U.S.A. liegen und keine Ahnung von Geschichte, Politik oder der Umwelt haben. Wenn du sie aber darum bittest, die zahllosen verschiedenen Cartooncharaktere in dieser beliebten Serie aufzuzählen, dann wissen sie genau, wie sie alle heißen und über welche Spezialkräfte sie verfügen. Es sieht so aus, als ob das Alles wäre, was wir unseren Kindern beibringen: einen Haufen Quatsch. Die Jungen machen sich nicht mehr die Mühe zu lernen, was heute in unserer Welt passiert. Sie werden dumm gehalten und dazu gebracht, sich nicht mehr dafür zu interessieren. Ich glaube mit den Älteren machen sie dasselbe auf andere Art. Mit der Lotterie und solchen Sachen, mit neuen Autos, Videorecordern und Computern. Die vereinigten Geschäftsleute scheinen sehr glücklich damit zu sein, die Leute taub und dumm zu halten, so dass sie nur noch existieren, um ihre Produkte zu kaufen.

Hyperion: Da stimme ich Dir hundertprozentig zu! Hast Du ein Lieblingslied auf Folkemon?

Martin: Oh, ich mag eine ganze Menge der Lieder. Die Texte sind alle sehr verschieden, sehr persönlich. Ich glaube, dass das erste Lied, The Great Brain Robbery, ein sehr gutes ist, weil es das Album einleitet. Es vermittelt eine Idee, die so etwas wie das Thema des Albums darstellt, obwohl das Album sicherlich nicht im geringsten konzeptuell ist. Aber es hat ein Thema: Es handelt davon, wie die Leute heutzutage sind. Wenn sie ihren Kühlschrank öffnen und der voller Essen und Bier steht, wenn sie ihren Fernseher anmachen und der ein Bild zeigt, wenn das Auto getankt ist, dann glauben sie die Welt ist großartig. Aber in Wirklichkeit ist unser Planet am sterben und wir werden alle betrogen. So sehe ich das. Ich glaube in 40, 50 oder 60 Jahren wird dieser Planet kein schöner Ort zum Leben mehr sein, und dann werden die Leute sagen »Mein Gott, wie konnte das passieren, wie ist das alles schiefgelaufen?« und das alles nur, weil die Leute zu blind sind, um sich zu sorgen und zu langsam, um zu kapieren.

Hyperion: Ich hatte das Gefühl, dass die Texte zu Folkemon sich generell mehr mit allgemeineren und ernsteren Dingen beschäftigen, als das z.B. bei Answering Machine der Fall war, wo es mehr um persönliche Dinge ging. Siehst Du das genauso?

 

Martin: Eigentlich waren die Texte zu allen Alben ernst. Wir haben vielleicht zwei oder drei Lieder gemacht, die einiges an englischem Humor und Sarkasmus hatten. Wir versuchen manchmal sehr ernste und schreckliche Geschehnisse mit einem Monty Python ähnlichen Humor zu betrachten, aber trotzdem sind sie ernst gemeint. Die Texte zum neuen Album sind sehr gemischt und handeln von politischen und ökologischen Problemen, Texte über das Gefühl, einmal in sich zu gehen und zu bereifen, worum es im Leben wirklich geht. Im Grunde sind sie wie alle meine Texte nur ein zu Papier gebrachtes Abbild meiner momentanen Gefühle. Sie kommen alle direkt aus dem Herzen.

Hyperion: Besonders ist mir aufgefallen, dass Du in The Disenchanted Forest wieder vom Web of Wyrd singst, was glaube ich seit den Sabbath Zeiten nicht mehr vorgekommen war [Sabbath ist die Band, in der Martin vor Skyclad gesungen hat und mit der er seit seiner Trennung von Skyclad im Jahr 2001 wieder auftritt]. Hat es vielleicht generell eine Rückbesinnung auf die früheren Zeiten gegeben?

Martin: Nun, ich glaube eben an das Konzept des Web of Wyrd, weil die Idee, die dahinter steht, die alte Religion Europas ist. Diese Religion lehrt, dass alles miteinander verbunden ist. Man kann nicht eine Sache machen, ohne dabei einen Einfluss auf andere Sachen auszuüben. Daran glaube ich ganz fest. The Disenchanted Forest basiert auf einer alten Volkslied Tradition, in der es um einen Mann geht, der im Wald arbeitet und dabei einschläft, oder der sich die Hand schneidet und dann ohnmächtig wird. Wenn er dann Stunden später aufwacht, sieht er zwei Armeen miteinander kämpfen. Normalerweise geht das in englischer Volksliedtradition auf den englischen Bürgerkrieg zurück. Die Botschaft dieser alten Lieder lautet, dass es absolut falsch ist, wenn Bruder gegen Bruder aufgrund von Politik oder Religion kämpfen. Bei unserem Lied geht es um einen imaginären Kampf zwischen den Kräften der Natur und der Technologie. Der Landarbeiter wacht also auf und sieht die Armee der Technologie mit Kettensägen und so weiter gegen die Armee der Natur kämpfen. Er entscheidet sich dazu, auf der Seite von Mutter Natur zu kämpfen und stirbt für sie. Er glaubt, dass es besser ist, stehend für das zu sterben, woran man glaubt, als kniend alles geschehen zu lassen.

Hyperion: Bei Think Back and Lie of England geht es um Vergangenheitsbewältigung und die dunklen Seiten der englischen Geschichte. Glaubst Du, dass es sinnvoll ist, sich nicht nur an die Vergangenheit zu erinnern, sondern sie auch ständig präsent zu halten, so wie das in Deutschland der Fall ist? Meinst Du, dass unsere Generation für die Verbrechen unserer Vorfahren verantwortlich gemacht werden kann?

 

Martin: Ich glaube, man kann uns nur dann verantwortlich machen, wenn wir diese Dinge vergessen und zulassen, dass sie wieder geschehen. Ich weiß, dass sehr vieles über die amerikanischen Siedler und was sie den Indianern angetan haben gesagt wird, oder dass viel darüber gesprochen wird, was die Nazis im letzten Krieg taten, aber gerade in England wird sehr wenig darüber erzählt, was die Briten und besonders die Engländer in der Vergangenheit ihren eigenen Brüdern und Schwestern, den Schotten, Walisern und Iren, angetan haben. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir uns diese Dinge vor Augen halten und sie thematisieren, weil es keine Möglichkeit für eine glückliche und friedliche Zukunft gibt, wenn Leute die ganze Scheiße vergessen, die in der Vergangenheit geschehen ist. Ich glaube nicht, dass es nötig ist, jeden Tag daran zu denken und es den Leuten aufzuzwingen, aber ich weiß, dass die Briten die ersten sind, wenn es darum geht, über die Verbrechen der Nazis oder anderer Nationen zu reden, sie sind aber sehr zurückhaltend und schüchtern, wenn es darum geht, die Dinge einzugestehen, die wir gemacht haben. Viele der großen Banken in England machten ihr Geld im 19. Jahrhundert dadurch, dass sie Menschen aus Afrika und Indien entführten und auf Schiffen in Konzentrationslager brachten, wo sie als Sklaven ohne irgendeinen Lohn arbeiten mussten. Von diesem Geld wurden alle englischen Banken, die Industrie und die daraus entstehende industrielle Revolution in England finanziert. Dadurch konnte England die Wellen regieren und ein großes Imperium aufbauen. Alles nur, weil wir die Leben zahlloser Menschen benutzten, die uns niemals in ihrem Lande haben wollten. Think Back and Lie of England ist ein Lied, dass ich schon seit langer Zeit einmal schreiben wollte und dann fiel mir der Titel ein, der wieder ein Wortspiel enthält. Ich dachte, das wäre ein ziemlich witziger Titel und entschied, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für dieses Lied gekommen ist.

Hyperion: Ich bin nicht sicher, ob es viel bringt, eine Vergangenheit gegenwärtig zu halten, an der sich nichts mehr ändern lässt, finde es aber auch wichtig, dass nichts vollkommen vergessen wird.
Ich habe gehört, dass ihr seit eurem letzten Album ziemliche finanzielle Probleme hattet, weil ihr bei niemandem unter Vertrag standet. Wie habt ihr diese Zeit denn überbrückt und habt ihr jemals darüber nachgedacht, einem gewöhnlichen Beruf nachzugehen anstatt Musiker zu bleiben?

Martin: Ich musste ein Jahr lang als Pornostar arbeiten! Nein, das war nur ein Witz. […] Wir haben alle verschiedenes gemacht, um über die Runden zu kommen. Ich habe im Plattenladen eines Freundes gearbeitet, ein Metal-Plattenladen. Das war nicht wirklich schwere Arbeit. Es war mehr wie viel Tee trinken, den ganzen Tag Schwachsinn reden und Metal hören. Eigentlich war es ganz interessant, mal eine Auszeit zu nehmen, um in aller Ruhe neues Material zu schreiben, mit dem wir auch wirklich zufrieden sind und das dann aufzunehmen.

Hyperion: Ich habe auf eurer preisgekrönten Homepage gelesen, dass Du ein Sabbath Cover mit Cradle of Filth aufnehmen wirst...

Martin: Es ist schon fertig! Ich habe zwar noch nicht den endgültigen Mix gehört, aber im Studio klang es schon mal gut.

 

Hyperion: Wie kam es denn zu dieser Zusammenarbeit und was denkst Du über die Black-Metal-Szene, die Musik und die Ideologie, soweit sie noch vorhanden ist?

Martin: Ich mag Cradle of Filth und die Aussage ihrer Musik sehr gerne. Sie sind wirklich nette Kerle mit einem sehr englischen Sinn für Humor. Auch Adrian, obwohl er aus Schweden kommt, teilt ihren Sinn für Humor. Ich finde diese dunkle Musik und das Image dahinter sehr gut und unterhaltsam. Ich denke, dieses Image geht zurück zur alten Tradition, wie z.B. bei Alice Cooper, den ich sehr gerne mag. Ich kann aber nicht wirklich die Bands verstehen, die tatsächlich satanisch sind und Kirchen niederbrennen würden, weil das eigentlich die Art von Dingen ist, die Christen tun. Die Christen verbrennen Leute, wenn sie anderer Meinung sind und ich würde mich so nicht benehmen. Ich persönlich bin Paganist. Ich glaube an die Kräfte der Natur und die Dinge die uns umgeben. Du kannst jeden Tag einen Gott um dich herum sehen, du musst dir nur einen wunderschönen Sonnenuntergang, einen tiefen Ozean oder einen großartigen Berg ansehen. Das gehört für mich zur spirituellen Seite des Lebens. Ich denke, wer an Satan glaubt, muss auch an Jesus Christus und an Gott glauben. Satan ist das christliche Monster, das sie benutzen, um die Leute dazu zu drängen, in die Kirche zu gehen. Wenn Du deine Kirchensteuer nicht bezahlst, dann gehst du in die Hölle. Meiner Meinung nach ist ein Satanist so etwas wie ein pervertierter Christ. Ich habe ganz andere Anschauungen. Wenn jemand ein Satanist sein will, dann geht das von mir aus in Ordnung, aber wenn sie damit beginnen, wegen ihres Glaubens anderen wehzutun und andere zu töten, dann sind sie nicht besser als die Christen, die sie so sehr hassen.

Hyperion: Ich bin bezüglich des Christentums etwas anderer Meinung. Das Christentum war mal eine Religion, die sehr aggressiv aufgetreten ist, hat sich inzwischen aber vollkommen gewandelt. Heutzutage gibt es aus meiner Sicht ganz andere Dinge, die man den Christen vorwerfen sollte. Ich stimme aber absolut damit überein, dass der Satanismus als Religion wenig Sinn macht.
Mit Polkageist habt ihr wieder mal einen deutschen Liedernamen auf dem neuen Album, und abgesehen davon sprichst Du auch sehr gut deutsch. Woher kommt dein Interesse für Deutschland und was magst Du besonders an diesem Land.

 

Martin: Ich fühlte mich schon immer zu Deutschland hingezogen. In der Schule war ich nicht sehr gut in Deutsch, aber wir hatten immer deutsche Plattenfirmen, ich habe viele sehr nette Leute bei meinen Reisen durch Deutschland getroffen und viele gute Freunde kennen gelernt. Oftmals sprachen sie kaum Englisch, so dass ich ganz gut Deutsch lernte. Es hat bei mir ja immerhin etwa 14 Jahre gedauert, bis ich die Sprache einigermaßen gelernt hatte, ein Genie bin ich also bestimmt nicht. Aber wenn ich eine Weile in Deutschland war und mit meinen Freunden ein paar Bier in den Bars trinke, dann spreche ich eigentlich nur noch Deutsch, ich brauche nur immer eine Zeit, um wieder reinzukommen. Ich glaube, die Deutschen sind ein sehr freundliches Volk und sie brauen das beste Bier der Welt. Viele sagen, die Deutschen hätten keinen Sinn für Humor, aber sie haben in Wirklichkeit einen sehr guten Sinn für Humor, ein wenig Trocken und Schwarz, genauso wie ich es mag. Mein Lieblingskomiker aus Deutschland ist Oliver Kalkofe, den finde ich absolut großartig. Ich mag Deutschland einfach, deshalb spielen wir dort auch so gerne.

Hyperion: In welchem Land gehen die Fans denn am besten ab?

Martin: Oh, da gibt es einige. Deutschland natürlich, Grichenland, Holland. Ich weiß, dass wir viele loyale Fans überall auf der Welt haben und über die Webseite erhalten wir Post von überall, sogar von Ländern, von denen ich nicht einmal wüsste, wo sie liegen. Ich glaube, wir haben mit Skyclad das Potential, eine sehr internationale Band zu sein, wir bekommen sehr viel Post aus den U.S.A. in letzter Zeit, und ich habe begonnen, auch dort viel Pressearbeit zu machen und habe viele Anfragen für Interviews bekommen. Das entwickelt sich alles sehr gut. Wir würden liebend gerne in den Ländern spielen, in denen wir noch nie waren. Es ist eben nur schwierig mit dem Geld, dem Transport und so weiter. Aber eines Tages werden wir es schaffen. Deshalb machen wir weiter. Wir sind verrückt.

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